Wippen sind in der Pferdewelt schon seit einigen Jahren bekannt. Im Trail, bei der Gelassenheitsprüfung oder beim Agility. Es gibt diverse Ausführungen und Varianten. Über einige Modelle und den Umgang mit ihnen bin ich immer wieder gestolpert. Als Osteopathin und Physiotherapeutin für Pferde schaue ich natürlich mit anderen Augen auf den so genannten Wippsport. Und sehr häufig dachte ich „AUA“, das kann nicht angenehm für den Pferderücken sein.
Unzählige Reitpferde haben Rückenprobleme und deshalb drängt sich die Frage auf, was durch das Wippen mit dem Rücken passiert. Das ist von der Bauart der Wippe abhängig und von der Art, wie das Pferd wippt oder gewippt wird.
Als Pferdebesitzer sollte man sich fragen, warum man sein Pferd wippt. Möchte man ein dressiertes Tier, welches irgendwie auf irgendeiner Wippe wild rumhopst und permanent mit Leckerli bei Laune gehalten wird? Gut, kann man machen.
Oder ist es eine Aufgabe im Trail bzw. bei der Gelassenheitsprüfung, wo es maßgeblich um Vertrauen geht. Dann ist der Fokus natürlich ein anderer, die Wippe nur ein Teil vom großen Ganzen und wird dementsprechend anders benutzt und gesehen.
Meine Pferde haben mir gezeigt, dass man die Wippe auch therapeutisch nutzen kann, was damit alles möglich ist und wie viele Varianten des Wippens es gibt. Und genau diese Varianten und der sinnvolle Umgang damit, ist es, was dem Pferd den gesundheitlichen Nutzen bringt.
Pferde spüren die positive und angenehme Veränderung recht bald. Wir können das daran erkennen, dass Pferde z.B. von alleine auf die Wippe gehen, dort längere Zeit bleiben mögen und in ihren Körper hineinhorchen. Vielleicht verändern sie ihre Position ein klein wenig und horchen erneut in sich hinein was das mit ihnen macht. Solch ein Prozess kann auch mal eine halbe Stunde dauern und wünschenswerter Weise häufiger stattfinden. Hier findet ein Prozess statt. Das Pferd setzt sich mit Hilfe der Wippe mit seinem Körper auseinander. Es kann quasi selber an der Optimierung seines Körpers mitarbeiten.
Die Wippe bietet ein breites therapeutisches Spektrum. Wie schon angedeutet reicht es aber nicht das Pferd irgendwie auf irgendeine Wippe zu bugsieren und los zu hopsen. Das ist eher schädlich und führt u.a. zu Folgendem:
Verspannte Muskulatur
Rückenprobleme
Angespannter Gesamtzustand des Pferdes
Überlastung einzelner Bereiche
Keine Förderung der Balance
Keine Förderung der Koordinationsfähigkeit
Kein Muskelaufbau
Gestörte Sensomotorik
Gestörte Propriozeption
Bei Pferden mit Problemen am Bewegungsapparat wahrscheinlich Verschlimmerung
Hier ist der Mensch gefordert sich ein Minimum an anatomischem Wissen anzueignen und sich vom „Schneller, Höher, Weiter“ zu verabschieden. Langsamkeit, Bedacht und Zeit sind gefragt. Die Überlegung, was im Pferdekörper passiert oder nach Möglichkeit passieren soll und wie man das gesundheitsschonend erreichen kann.
Es kommt entscheidend darauf an, WIE gewippt wird.
Mit WELCHER ART von Wippe
In welchem TEMPO wird gewippt
Steht das Pferd LÄNGS oder QUER auf der Wippe
Befindet sich das ganze Pferd oder nur VH oder HH auf der Wippe
Wippt das Pferd AKTIV oder PASSIV
Wann darf/soll das Pferd auf die Wippe
Gibt es beim Pferd eine physische oder psychische Einschränkung sollte mit Bedacht und einem Minimum an anatomischem Wissen an die Sache heran gegangen werden.
Ist es eine Trailaufgabe oder ein Teil der Gelassenheitsprüfung geht das Pferd in der Regel in gemäßigtem Tempo über die Wippe, was völlig in Ordnung ist.
Der sogenannte „Wippsport“ birgt die Gefahr eine gut gewöhnte Marionette zu erhalten, die auch noch ihren Körper schädigt.
Gerade im Freizeitbereich werden Wippen und andere Akrobatikgeräte gerne genutzt und finden in entsprechenden Kursen großen Anklang. Dabei wird in der Regel auch ausdrücklich darauf hingewiesen, wie gesund und mobilisierend das doch für die Pferde ist. Und Hauptsache: alle haben Spaß!
Aber, haben wirklich alle Spass?
Schaut man sich das Ganze vor dem Hintergrund der Anatomie, der Sensomotorik und besonders der Rückenbeschaffenheit und -gesundheit des Pferdes an, kommen zwangsläufig Fragen auf. Über die Folgen von unsachgemäßem Wippen wird scheinbar nicht gesprochen, denn sonst würde man es nicht so häufig sehen.
Dieser Text soll Klarheit bringen, wie man seinem Pferd mit der Wippe wirklich etwas Gutes, Gesundheitsförderndes tun kann.